
Am Wochenende des 22. und 23. Februars 2025 hatten wir im Tensho Gym Hamburg das Vergnügen, Matt Thornton – Gründer der Straight Blast Gym (SBG) und einer der einflussreichsten Stimmen für „Aliveness“ im Kampfsport – für ein intensives BJJ-Seminar zu begrüßen. Schwerpunkt des zweitägigen Trainingslagers: Sidemount und Mount, zwei zentrale Positionen im Brazilian Jiu-Jitsu, die bei vielen Praktizierenden oft unterschätzt oder technisch vernachlässigt werden.
Was ist Aliveness?
Für alle, die Matt Thorntons Ansatz noch nicht kennen: Aliveness ist das Prinzip, mit realitätsnahen, dynamischen Trainingsmethoden zu arbeiten. Es geht darum, mit einem widerständigen Partner zu trainieren – nicht in vorhersehbaren Abläufen, sondern mit echtem Timing, angemessener Energie und Bewegung. Aliveness unterscheidet effektive Kampfkünste von choreografierter Bewegung.
Tag 1: Die Sidemount – Kontrolle statt Klammern
Der erste Tag drehte sich ganz um die Sidemount – und insbesondere um die Frage, wie man Kontrolle aufbaut, ohne sich auf Kraft oder statische Haltegriffe zu verlassen. Matt betonte immer wieder: „Wenn dein Gegner keine Optionen mehr hat, hast du Kontrolle.“ Das klingt einfach – ist aber technisch tiefgründig.
Wir arbeiteten an struktureller Positionierung, Körpergewichtverteilung und Reaktionen auf Bewegungen des Gegners. Besonders spannend war die Arbeit mit Konzepten wie "Connection" und "Pressure ohne Festhalten". Die Drills waren lebendig und stets mit einem Partner, der sich realistisch verteidigte – ganz im Sinne der Aliveness.
Tag 2: Mount – Stabilität mit Bedrohung kombinieren
Am Sonntag ging es in die Mount-Position. Hier zeigte Matt eindrucksvoll, dass eine effektive Mount nicht nur darin besteht, oben zu bleiben, sondern gleichzeitig eine permanente Bedrohung zu erzeugen – sei es durch Angriffe oder Übergänge. Das Ziel: Dem Gegner keinen Moment zum Durchatmen lassen.
Auch hier lag der Fokus nicht auf Techniklisten, sondern auf Prinzipien. Wie bleibe ich connected? Wie nutze ich meinen Schwerpunkt effizient? Wie verhindere ich, dass mein Partner mir die Hüfte klaut? Die Übungen waren simpel, aber fordernd – besonders, weil sie ständig unter realistischem Widerstand getestet wurden.
Fazit: Prinzipien statt Techniksammlung
Wer ein Seminar mit Matt Thornton besucht, bekommt keine 100 neuen Techniken. Stattdessen bekommt man etwas viel Wertvolleres: ein tieferes Verständnis für die Prinzipien, die gutes Jiu-Jitsu ausmachen – und die Fähigkeit, diese Prinzipien unter Druck anzuwenden.
Für alle, die ihre Kontrolle aus der Sidemount oder Mount verbessern wollen, war dieses Wochenende Gold wert. Noch wichtiger aber: Es war eine Erinnerung daran, warum wir trainieren – nicht, um schön auszusehen, sondern um in echten, dynamischen Situationen zu bestehen.
Vielen Dank an Matt Thornton für seinen Input – und an das Tensho Gym für die perfekte Organisation!